Moin ihr Lieben,
hier schreibt diesmal nicht Thomas, sondern Lisa. Ich führe seit einigen Monaten die Interviews für die InstaTalk Reihe. Dabei ist uns letztens aufgefallen: Ich kenne mich selbst gar nicht so gut mit der Fotocommunity im Ruhrpott aus. Instagram habe ich bisher nur privat genutzt und so richtig auf Motivsuche war ich hier auch noch nicht. Deshalb habe ich vor kurzem meinen ersten InstaWalk besucht, um ein paar Einblicke zu bekommen.
InstaWalk – Was ist das überhaupt?
Bei einem InstaWalk treffen sich Menschen, um zusammen zu fotografieren. Meistens wird dabei ein kleiner Spaziergang unternommen, um möglichst viele geeignete Motive zu finden. Häufig gibt es einen Organisator, der die Führung übernimmt und der Gruppe Orte zeigt, die sie sonst nicht gefunden oder zu denen sie keinen Zutritt bekommen hätten. Die Teilnehmer laden ihre Fotos direkt oder später, unter einem gemeinsamen Hashtag, auf Instagram hoch. Dadurch sind alle Fotos gesammelt und die Vernetzung untereinander funktioniert ganz leicht.
Und wie sieht das in der Praxis aus?
Ich persönlich hatte die Vorstellung, dass InstaWalks immer etwa gleich aussehen: nette Spaziergänge in der Natur, mit Plaudereien über Gott und die Welt. Aber mein erster InstaWalk hat mich schnell eines Besseren belehrt: Es ging durch die Hallen des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik (IML) – autonome Drohnen und elektrischer Torwart inklusive. Im Rahmen der digitalen Woche Dortmund (#diwodo19) öffnete das Institut seine Türen, um die neuesten Entwicklungen für die Industrie 4.0 vorzustellen.
Dieser Walk wurde von InstaWalk Ruhr organisiert, die sich seit 2012 regelmäßig um Events kümmern. Dabei sind die Themen ganz unterschiedlich. Es geht nicht nur um die Fotografie, sondern auch um Wissensbewahrung und – vermittlung, unter anderem über Architektur oder Geschichte. Und das sind längst nicht die einzigen InstaWalks aus der Gegend.
Muss ich besondere Vorgaben oder Regeln beachten?
Jede Gruppe hat andere Regeln oder Eigenarten, deshalb ist es schwer, pauschale Aussagen zu treffen. Manchmal gibt es eine begrenzte Teilnehmerzahl und Interessierte müssen sich vorher anmelden. Mal ist der Zeitplan relativ flexibel, bei Führungen in Unternehmen dagegen oft streng getaktet. Unser InstaWalk hatte beispielsweise einen strikten Zeitplan. Dennoch hat mir die Zeit gereicht, um viele Eindrücke einzufangen. Und das Beste: Niemand guckt blöd, wenn man auf der Suche nach der richtigen Perspektive auf dem Boden krabbelt, wilde Verrenkungen macht oder zehn Minuten vor dem gleichen Motiv steht. Das tun ja alle so. Trotzdem ist auch Reaktionsvermögen gefragt: Einige Drohnen beispielsweise waren nur wenige Minuten in der Luft und haben sich in der Zeit ständig bewegt. In solchen Momenten ist es von Vorteil, wenn man sich mit seiner Kamera gut auskennt und nicht fünf Minuten nach der richtigen Einstellung suchen muss.
Generell ist die Kamera aber keine Pflicht. Ich nahm meine eigentlich nur mit, weil ich dem Akku meines Handys nicht vertraue. Viele der anderen Teilnehmer hatten sich bewusst Gedanken gemacht, ob Kamera oder Smartphone sinnvoller für sie ist. Das Handy ist handlicher und flexibler, außerdem müssen keine Einstellungen verändert werden, um erträgliche Fotos zu machen. Und so können Eindrücke direkt auf Social Media geteilt werden. Was prinzipiell auch dem klassischen InstaWalk entspricht. Die Kamera hingegen bietet fotografisch mehr Spielraum und die Fotos haben oft eine bessere Qualität.
Kann ich überhaupt mitreden, wenn ich totaler Neuling bin?
Wegen den ungewöhnlichen Bedingungen gab es bei unserem Instawalk keine Vorstellungsrunde, wie es wohl sonst üblich ist. Aber das machte nichts, denn Gespräche entstanden schon beim Warten vor dem Institut. Viele der Teilnehmer kannten sich schon von anderen InstaWalks oder Fotoprojekten. Aber es gab auch Neulinge wie mich. Die Stimmung war total entspannt, eine Mischung aus Witzen, Gesprächen über Fotografie und Social Media, und interessierten Nachfragen. Wir wurden von Station zu Station durch die Hallen geführt, vorbei an Gabelstapler-Simulationen, Legobauwerken und digitalen Handschuhen.
Auf dem Rückweg habe ich noch mit ein paar anderen Teilnehmern gequatscht, die mir ganz unterschiedliche Gründe nannten, warum sie an dem Tag dabei waren. Für manche war es die Gelegenheit, aus dem Alltagstrott rauszukommen und endlich wieder zu fotografieren. Andere wollten einfach mal einen InstaWalk ausprobieren oder haben sich speziell für das IML interessiert. Es kommt also ein Haufen weitgehend fremder Menschen zusammen, mit unterschiedlichem Alter und Interessen. Aber eines vereint sie: Die Leidenschaft für Fotografie! Und das ist, so hatte ich das Gefühl, ein sehr starkes Bindeglied.
Was nehme ich also mit aus meinem ersten InstaWalk?
- Einfach mal ausprobieren! Auch wenn Fotografie und Social Media nicht deine größten Leidenschaften sind, am Ende hattest du wahrscheinlich trotzdem einen interessanten und lustigen Tag.
- Ob Handy oder Kamera spielt letztlich keine Rolle, beides hat Vor- und Nachteile. Aber am Vortag unbedingt die Akkus laden und am besten eine Powerbank mitnehmen.
- Auch für Fotoanfänger eine gute Chance, dazu zu lernen. Der InstaWalk ist kein Wettbewerb, wer am Ende die besten Fotos geschossen hat. Es ist wichtig, sich auszuprobieren und da geht am Anfang mal etwas schief mit der Schärfe oder Belichtung. Als Erinnerung bleiben ja zum Glück die Bilder der anderen Teilnehmer.
- Sei offen für neue Kontakte und hab am besten was zu schreiben dabei, falls Handynummern oder Instanamen ausgetauscht werden.
- Man muss keinen Instagram Account haben, um teilzunehmen. Allerdings wird es erst durch die Vernetzung mit dem Hashtag so richtig interessant. Es kann sich also lohnen, einen Account anzulegen. Insbesondere dann, wenn Unternehmen einen InstaWalk ausschließlich über Instagram ankündigen.
Und wie finde ich InstaWalks in meiner Nähe?
Eine zentrale Seite für alle InstaWalks aus dem Ruhrgebiet gibt es bisher nicht. Oft planen Marketing Abteilungen einzelner Städte oder Firmen InstaWalks, um besser sichtbar zu werden und Werbung zu machen. Meist werden dazu einzelne Personen mit einer größeren Reichweite eingeladen oder Ausschreibungen im Internet geschaltet. In der Facebook Gruppe „InstaWalk Ruhr“ kündigt die Gruppe ihre eigenen Walks an. Viel passiert auch spontan und individuell. Die Hashtags #instawalk und #SMCDO (Social Media Community Dortmund) sind hilfreich, um kleinere Veranstaltungen zu finden. Letztlich ist die Grenze unscharf, wann ein Treffen als richtiger InstaWalk bezeichnet werden kann. Aber darum geht es ja auch gar nicht. Das Wichtigste ist und bleibt die Fotografie.