Ruhrpottblick

„Im Pott ist jeder erstmal willkommen“ – Danny Gießner im InstaTalk

Auf Instagram teilen Millionen Menschen Fotos und Videos von besonderen Momenten miteinander. Oft geht es um Essen, Fashion oder Reisen. Manche setzen aber auch bewusst das Ruhrgebiet in Szene. Ruhrpottblick stellt in der Serie “InstaTalk” einige dieser Instagrammer vor.

Dany Gießner alias WahlheimatRuhr kommt eigentlich aus der ehemaligen Karl-Marx-Stadt, dem heutigen Chemnitz. Für Familie und Studium ist er quer durch die Republik gezogen und schließlich im Ruhrgebiet gelandet, wo es ihn schon seit 14 Jahren hält: in Mülheim an der Ruhr hat der 43-Jährige seine neue Heimat gefunden. Hauptberuflich arbeitet er im Bereich E-Commerce, nebenbei teilt er seine Leidenschaft für die neue Heimat auf vielen Kanälen im Netz.

Wie ist Dein Instagram-Name entstanden? Was bedeutet er? 

Bevor ich meinen Instagram-Account 2014 erstellt habe, hatte ich schon einen Twitter-Account und meinen eigenen Blog. Die hießen damals schon „Wahlheimat.Ruhr“, deshalb hab ich das einfach übernommen. Der Name beschreibt genau das, was das Ruhrgebiet für mich ist: meine Wahlheimat. Ursprünglich bin ich wegen meines Jobs hierhergezogen, aber ich habe mich auch bewusst entschieden, hier zu bleiben. Das hier ist meine zweite Heimat, die ich mir selbst aussuchen konnte und hier möchte ich bleiben.

Wie hat das mit Deinem Blog angefangen?

So richtig begonnen hat es 2010, als Essen und das Ruhrgebiet für ein Jahr zur europäischen Kulturhauptstadt wurden. Da gab es so viele tolle Veranstaltungen hier. Ich hatte einfach das Bedürfnis, darüber zu schreiben. Bei einer Aktion, den sogenannten Schachtzeichen, habe ich selbst mitgeholfen und bin mit vielen Leuten ins Gespräch gekommen. Das Jahr hat einen starken Eindruck bei mir hinterlassen, zum Beispiel als für einen Tag die A40 gesperrt wurde und tausende Leute auf Bierbänken ein Picknick auf der Autobahn gemacht haben. 

Und worüber schreibst Du genau?

Ich berichte vor allem darüber, was hier im Ruhrgebiet passiert, was es so besonders macht und wo man überall gewesen sein muss. Dazu gehört natürlich auch der Bergbau. Das ist etwas, was mich direkt mit der Gegend verbunden hat. Da wo ich geboren bin, gab es auch Bergbau und irgendwie war ich schon immer damit verwurzelt. Ein bisschen was zu NRW allgemein gibt es auch bei mir im Blog, aber der Fokus liegt klar auf dem Pott. Der ist ja allein schon riesig genug.

Wie bist Du auf Instagram gekommen? 

Es war vor allem als begleitendes Medium für meine anderen Kanäle gedacht. Eigentlich mache ich in allen Medien ähnliche Sachen, aber zusammen habe ich dadurch einen schönen Zugang zu möglichst vielen Leuten. Auf Instagram etwa erreiche ich zum Teil auch Personen, die nicht aus dem Ruhrgebiet sind. 

Welche Funktionen bei Instagram bevorzugst Du? 

Am liebsten sind mir die ganz normalen Posts. Die Nachbearbeitungsmöglichkeiten sind auch ganz nett. Damit kann man die Bilder gut herrichten, speziell für Handybildschirme. Storys benutze ich nur ab und zu mal, wenn ich einen kurzen persönlicheren Einblick geben möchte. Aber dafür brauche ich immer deutlich länger als für normale Posts und das wird wegen meines ganz normalen Haupt-Jobs manchmal doch schwierig.  

Nutzt Du darüber hinaus noch Tools, die Du für Insta einsetzt? 

Ja, ich bin Lightroom-Nutzer. Damit bearbeite ich meine Fotos gerne, auch mal in der App direkt auf dem Handy. Außerdem gefallen mir die Filter auf Insta ganz gut. Aber nicht die vorgefertigten, sondern die Korrekturregler, mit denen man das Bild individuell bearbeiten kann. Wenn man das mitzählt, ist eigentlich fast jedes meiner Bilder ein bisschen bearbeitet. Und ich nutze immer noch am liebsten das quadratische Bildformat, das früher mal auf Instagram vorgeschrieben war.

Hast Du einen Tipp für unsere Leserschaft, welches Tool aus Deiner Sicht für Instagram gut geeignet ist? 

Prinzipiell kann ich Lightroom empfehlen, aber das kostet eben. Ich glaube, ein gutes Auge für Motive ist das wichtigste. Wenn man dann noch beim Fotografieren ein bisschen auf die Belichtung achtet und später vielleicht mit den Bearbeitungsreglern von Instagram arbeitet, ist schon viel gewonnen. 

Hast Du schon einmal einen InstaWalk mitgemacht? 

Ja, schon oft. Das ist eine ganz schöne Möglichkeit, mit Leuten in Kontakt zu kommen, die die gleichen Ansichten und Interessen teilen. Und es ist toll, sich danach die Bilder der anderen Teilnehmer anzusehen. Wir sind alle exakt die gleiche Strecke gelaufen und trotzdem kommen ganz unterschiedliche Bilder dabei raus, weil jeder die Situation anders wahrnimmt. Das ist total faszinierend und kann auch helfen, selbst auf neue Ideen zu kommen: Was wäre noch interessant gewesen, was für Perspektiven habe ich vielleicht übersehen? 

Hast Du Hashtags, die Du besonders gerne benutzt? 

Bei den Fotos aus Mülheim benutze ich besonders gerne #mhruhr. Das ist allgemein mein Liebling, weil er unter anderem durch mein Feedback entstanden ist. Es wurde ein spezieller Hashtag für Mülheim gesucht und das war gar nicht so einfach, weil es ja auch mehrere Mülheims in Deutschland gibt. #mhruhr ist schließlich dabei rausgekommen und ich denke, ich mag ihn einfach, weil ich irgendwie Teil davon war. Ansonsten den Hashtag #meinruhrgebiet, den @ruhrtourismus mal ins Leben gerufen hat. Und #heimatliebe gefällt mir auch sehr gut.

Was ist Dein Lieblingsmotiv?

Das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Wie man auf meinen letzten Posts sieht, fotografiere ich nicht nur, sondern zeichne auch mit Kohle. Da sind meine Lieblingsmotive eben die Fördertürme und -gerüste. Und wenn ich aus dem Urlaub zurückkomme und von der Autobahn aus schon Fördertürme sehe, geht mein Herz auf. Ansonsten alles, was mit der Ruhr zu tun hat. Wenn das Wetter gut ist, laufe ich zu Fuß an der Ruhr entlang zur Arbeit. Da gibt es, je nach Jahreszeit, immer völlig andere Eindrücke. Schön sind auch die Spiegelungen im Wasser. 

Gehst Du bei Deiner Motivsuche für Instagram gezielt oder spontan vor? 

Ich würde sagen teils teils. Ich nutze Instagram ganz gern als aktuellen Melder. Wenn ich irgendwo hinwill oder zum Beispiel speziell nach dem Zustand einer Krokuswiese suche, dann suche ich nach Bildern, die in den letzten Tagen an dem Ort gemacht wurden und habe einen Eindruck, wie es da gerade aussieht. Aber es passiert auch oft spontan, dass ich irgendwas sehe, was ich fotografieren möchte. Heutzutage hat man ja fast immer eine akzeptable Kamera dabei, wenn man sein Handy dabei hat. Wenn ich dann zum Beispiel einen tollen Sonnenuntergang sehe, kommt auch mit der Handykamera meist was Gutes bei raus. Ich würde sagen, die Grenzen verschwimmen da immer mehr. 

Was ist das Besondere für Dich am Pott? 

Zum einen sind das die Leute. Hier kommen viele von woanders her und heißen jeden erstmal willkommen. Es ist nicht wie in einigen meiner Stationen quer durch Deutschland, wo die Leute ganz gerne unter sich bleiben. Wenn man hier jemandem begegnet, findet man ganz schnell einen Draht, einfach in dem man sich austauscht. Und die Leute sind sehr direkt. Das bevorzuge ich viel mehr, als immer um den heißen Brei zu reden. Zum anderen liebe ich das wahnsinnige Angebot, das wir hier haben, an allem: von Kultur und Traditionen bis hin zur Natur mit riesigen Flächen, Wald, Wiesen und Wasser.

Hast Du einen Lieblingsort im Pott? 

Die Ruhr generell. Das ist zwar ein ziemlich großes Gebiet, aber am Ufer oder auf dem Wasser gibt es so viel zu sehen. Und es ist total wandelbar, ob bei Tag, Nacht, Nebel oder Sonne. Die Ruhr zieht sich wie ein Band durchs ganze Ruhrgebiet und verbindet es. Mittlerweile bin ich auch in einem Drachenboot-Team und wir fahren regelmäßig raus, wenn nicht gerade Hochwasser ist. Es ist schon faszinierend, dass man hier mittlerweile zwischen Kormoranen und Reihern fahren kann. Vielleicht ist es mein Glück, dass ich die Ruhr nicht kenne, wie sie vor 40 oder 50 Jahren war. Aber das macht es irgendwie noch erstaunlicher: Wie viel sich hier getan hat, wie sauber das Wasser heute ist – das zeigt auch, wie entwicklungsfähig die Gegend ist.

Warum möchtest Du Deine Bilder auf Instagram mit anderen teilen? 

Ich finde, es ist einfach schön hier im Ruhrgebiet. Das überrascht viele Leute gerade von außerhalb noch, dabei muss man nur mal hingucken. Natürlich gibt es hier auch mal nicht sooo schöne Ecken, so wie wohl überall. Aber ich möchte das Tolle nach oben kehren und die Vergangenheit dieser Region mit der Zukunft verbinden.

Vervollständige bitte diesen Satz: Der Pott ist… 

… meine Wahlheimat <3

Besten Dank Danny für das interessante Interview und den Einblick über Deine Instagram-Nutzung.
Besucht Danny doch mal auf Instagram @wahlheimatruhr

Ihr möchtet auch mal im Ruhrpottblick-InstaTalk über eure Instagram und Ruhrgebiets-Leidenschaft plaudern? Dann lasst mal was hören und schickt uns eine E-MAIL an info@ruhrpottblick.de

Lisa König
Ich bin vor eineinhalb Jahren für mein Wissenschaftsjournalismus-Studium nach Dortmund gezogen. Eigentlich komme ich vom Dorf im Norden Niedersachsens und musste mich erst mal dran gewöhnen, nicht jede freie Minute am Wasser zu verbringen. Trotzdem habe ich mich gleich in meine neue Heimat verliebt. Deshalb schreibe ich in meiner Freizeit für Ruhpottblick und die Nordstadtblogger, um zu zeigen, was die Gegend alles zu bieten hat.