Ruhrpottblick

Das Fotografieren im Blut – Noah Hölscher im InstaTalk

Auf Instagram teilen Millionen Menschen Fotos und Videos von besonderen Momenten miteinander. Oft geht es um Essen, Fashion oder Reisen. Manche setzen aber auch bewusst das Ruhrgebiet in Szene. Ruhrpottblick stellt in der Serie “InstaTalk” einige dieser Instagrammer vor.

Instatalk

Der 15 Jährige Noah alias @_noahhoelscher lebt seit seiner Geburt in Oberhausen und hat den üblichen Stress mit Schule wie die Meisten in seinem Alter. Trotzdem nimmt er sich die Zeit, immer wieder loszuziehen und in ganz Deutschland und darüber hinaus fotografieren zu gehen. Das macht er schon, seit er sechs Jahre alt ist. Seine Spezialität heute sind Zechen, aber auch andere Motive in der Gegend interessieren ihn. Im InstaTalk erzählt er, wie er so früh zum Fotografieren gekommen ist und was seine Pläne für die Zukunft sind.

Wie ist Dein Instagram-Name entstanden? Was bedeutet er?

Mittlerweile heiße ich ja @_noahhoelscher auf Instagram, das ist einfach mein Name. Bis vor kurzem hieß meine Seite aber noch @der.zechenentdecker. Auf den Namen bin ich gekommen, weil es eben genau das ist, was ich gemacht habe: Zechen entdecken. Ich wollte mit meinen Bildern die Geschichte wieder etwas bekannter machen und nicht nur zeigen „ja da steht ein Förderturm“, sondern auch Fakten und Statements zu den Orten drunter schreiben. Und die Schreibweise mit dem Punkt gab es so noch nicht auf Instagram, also habe ich das einfach direkt genommen. 

Warum hast Du vor kurzem Deinen Instagram-Namen geändert?

Ich möchte nicht mehr so beschränkt sein auf das eine Thema und freier entscheiden können. Immer nur Fördertürme sind auch langweilig und mittlerweile habe ich alle in Nordrhein-Westfalen, Bayern, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz durch, das waren insgesamt etwa 120. Mir fehlen zwar noch einige im Harz und es werden sicher noch Bilder zum Thema Bergbau und so kommen. Ich plane nämlich, irgendwann meine Bilder in einem Buch zu veröffentlichen, wenn ich alle Zechen in Deutschland durch habe. Aber es ist jetzt eben nicht mehr das einzige Thema. Aber der Schwerpunkt bleibt NRW und ich möchte Dinge fotografieren, mit denen ich mich vorher noch nie besonders auseinander gesetzt habe, obwohl sie so nahe liegen. Ich denke da zum Beispiel an große Städte in der Gegend. 

Wie hast Du mit der Fotografie angefangen?

Das kam eigentlich alles durch meinen Opa. Der war begeisterter Fotograf und hat mich schon früh mit raus in die Natur genommen. Das fing an, als ich erst so fünf oder sechs Jahre alt war. Wir haben am Anfang vor allem Blumen fotografiert, später auch die Landschaft an der Ruhr und er hat mir immer wieder etwas Neues über die Kamera erklärt. 2014 ist er verstorben und ich habe seine alte Kamera geerbt. 

Und wie ging es dann weiter?

Während der Grundschule habe ich die Fotografie mit meiner Oma weitergeführt. Sie hat mich fahrtechnisch auch sehr unterstützt, denn zu der Zeit fing es an, dass ich mich für Zechen interessiert habe. Heimatgeschichte war immer schon sehr interessant für mich und ich habe viel dazu recherchiert. Ich fand Fördertürme total schön und davon gibt es in der Gegend ja auch eine ganze Menge. Trotzdem sind wir auch mal zusammen in andere Bundesländer gefahren – in der Grundschule ging das zeittechnisch noch wesentlich besser. Heutzutage ist es ganz schon schwierig, besonders mit G8 nimmt die Schule einiges in Anspruch.

Mittlerweile bin ich über Instagram mit ganz vielen unterschiedlichen Leuten in Kontakt gekommen und habe gesehen, wie viele sich eigentlich für das Thema interessieren – sogar in meinem Alter! Seitdem bin ich auch oft mit anderen Fotografen unterwegs. 

Wie bist Du auf Instagram gekommen?

Zuerst privat. Dadurch, dass es bei meinen Mitschülern plötzlich so populär geworden ist, dachte ich, ich probiere das auch einfach mal aus. Diesen privaten Account gibt es zwar schon gar nicht mehr, aber er hat mir gezeigt, dass es auf Instagram auch andere Leute gibt, die sich für das gleiche Thema begeistern wie ich. Besonders Manuel Miermeister (@ruhrpott_auf_kohle_geboren) war eine große Inspiration für mich. Und dann habe ich beschlossen: Ich mache das einfach auch!

Welche Funktionen bei Instagram bevorzugst Du?

Gelegentlich mache ich mal Insta-Storys, wenn ich auf Tour bin. Aber sonst lade ich meine Bilder eigentlich einfach hoch, like und kommentiere bei Anderen. Außerdem sind Orts-Storys und Hashtags sehr wichtig, um gesehen zu werden. 

Nutzt Du darüber hinaus noch Tools, die Du für Insta einsetzt? 

Ja, vor allem bei der Bildbearbeitung. Ich bearbeite eigentlich jedes Bild, bevor ich es hochlade – und sei es nur, dass ich es gerade rücke. Ich habe nämlich eine kleine Macke, bei mir werden die Bilder immer ein bisschen schief. Das sieht man auf den ersten Bildern auf meinem Kanal auch noch. Dafür benutze ich manchmal das klassische Adobe Photoshop, aber meistens ist mir das zu aufwendig. Dann nehme ich lieber die kleinere und etwas abgeänderte Version Adobe Lightroom, die kann man auch auf dem Handy benutzen. 

Hast Du einen Tipp für unsere Leserschaft, welches Tool aus Deiner Sicht für Instagram gut geeignet ist? 

Besonders wichtig sind gute Hashtags, denn sonst werden die eigenen Bilder von niemandem gesehen. Ich habe das selbst am Anfang ganz ungeplant gemacht und jeweils nur zwei Hashtags drunter gesetzt: #NRW und den Ort bzw. den Namen der Zeche. Mittlerweile habe ich aber eine Liste mit etwa 30 Hashtags entwickelt, die unter jedes Bild müssen. Außerdem war für mich ganz besonders der Kontaktaufbau wichtig. Ich habe am Anfang sehr viele Leute angeschrieben oder mich auf Treffen vorgestellt und bin so mit Gleichgesinnten ins Gespräch gekommen. Mittlerweile kriege ich selbst öfter Anfragen von anderen Fotografen und die kleine Community, die so entstanden ist, wächst immer weiter. 

Hast Du schon einmal einen InstaWalk mitgemacht?

Ja, schon öfter mal und manchmal organisiere ich auch selbst welche. 

Wie waren Deine Erfahrungen?

Instawalks machen immer total Spaß, ich hatte bisher noch keine negative Erfahrung. Es ist sowohl mit Leuten cool, die du schon sehr gut kennst, als auch mit bis dahin Fremden. Dabei entstehen so viele neue Ideen. Es stehen nicht alle auf einer Stelle und fotografieren das Gleiche, sondern jeder sucht sich seine Motive anders. So kommt man erst darauf, was man alles an dem Ort machen könnte. 

Was ist Dein Lieblingsmotiv? 

Ich liebe ja Zechen und meine Lieblingszeche ist auf jeden Fall die Zeche Prosper-Haniel in Bottrop, die habe ich besonders im Herbst schon aus jeder Perspektive und zu jeder Tages- und Nachtzeit fotografiert. Mir gefällt, dass es da so viele Perspektiven gibt. Außerdem war das die letzte Zeche in Deutschland, die geschlossen wurde. Bei der Verabschiedung am 21. Dezember 2018 war ich auch dabei und habe fotografiert.Für die Zukunft würde ich gerne Schlösser fotografieren, zum Beispiel Schloss Drachenburg in Königswinter.

Gehst Du bei Deiner Motivsuche für Instagram gezielt oder spontan vor?

Ich mache mir vorher auf jeden Fall immer Gedanken und schreibe eine Liste: Was und wie genau will ich fotografieren? Was mache ich, wenn es regnet? Da ist nichts dem Zufall überlassen, ich will mich nicht nachher total ärgern müssen, weil ich eine bestimmte Perspektive vergessen habe. Aber vor Ort entstehen trotzdem auch oft spontane Bilder, wenn man merkt, was alles noch möglich ist. 

Was ist das Besondere für Dich am Pott?

Die Vielfältigkeit. Speziell für Fotografen, gibt es zahlreiche Spots für Zechen- und Bergbaufotografie, für Natur- und Landschaftsfotografen, travel- und Gebäudefotografie und natürlich genug interessante Persönlichkeiten für Portraits. Außerdem mag ich die Leute hier sehr gern. Sie halten zusammen und hängen noch an ihren Traditionen. Das habe ich 2018 bei der Extraschicht gemerkt, als ich an der Zeche Ewald stand und plötzlich alle Besucher zusammen „Glück auf“ gesungen haben. Und wenn ich mit meiner Kamera unterwegs bin, begegne ich oft Leuten, seien es Anwohner oder der Pförtner, die mir etwas zu der Geschichte der Orte erzählen können. Ich finde, das ist etwas ganz besonderes. 

Hast Du einen Lieblingsort im Pott?

Wenn ich gern für mich sein möchte die Zeche Ewald in Herten bei Sonnenuntergang. Und sonst die Landmarke Tiger & Turtle in Duisburg, da kann man sich super mit Leuten unterhalten.

Warum möchtest Du Deine Bilder auf Instagram mit anderen teilen? 

Ich möchte die Tradition bewahren und die Orte bekannt machen. Mittlerweile gibt es ja auch viele andere Fotografen, die sich auch für das Thema interessieren. Früher hieß es immer: Wie du fotografierst Zechen? Da hat sich heute schon einiges getan. Besonders seit 2018, als die letzte Zeche geschlossen wurde, gab es viele Dokumentationen und das Thema ist wieder mehr in die Köpfe der Menschen gerückt. Das merke ich auch bei meinen Klassenkameraden: Da kommen manchmal welche auf mich zu und fragen, ob sie mich nicht mal beim Fotografieren begleiten oder ich ihnen ein bisschen was über die Geschichte erzählen könnte. Trotzdem gibt es natürlich immer noch welche, die das total witzig finden und überhaupt nicht verstehen können, warum mich das interessiert.

Vervollständige bitte diesen Satz: Der Pott ist…

… sehr vielfältig, sehr schön und traditionsreich.

Vielen Dank Noah für das interessante Interview.
Schaut doch mal in der Instagalerie von Noah aka @_noahhoelscher vorbei. 

Du möchtest auch mal im Ruhrpottblick-InstaTalk über Deine Instagram- und Ruhrgebietsleidenschaft plaudern? Dann tagge Deine Bilder auf Instagram mit #ruhrpottblick. Wir finden Dich schon 🙂

Lisa König
Ich bin vor eineinhalb Jahren für mein Wissenschaftsjournalismus-Studium nach Dortmund gezogen. Eigentlich komme ich vom Dorf im Norden Niedersachsens und musste mich erst mal dran gewöhnen, nicht jede freie Minute am Wasser zu verbringen. Trotzdem habe ich mich gleich in meine neue Heimat verliebt. Deshalb schreibe ich in meiner Freizeit für Ruhpottblick und die Nordstadtblogger, um zu zeigen, was die Gegend alles zu bieten hat.